Kunst + Interaktion

im ehemaligen Karstadt-Gebäude Petersstraße

Vom 5. bis 9. Oktober 2019 gehören die Schaufenster des ehemaligen Karstadt-Gebäudes uns.
Dort passiert eine Menge:

Die Themen der Revolutionale werden durch sehr unterschiedliche Künstler*innen dargestellt und vertieft. Gleich nebenan ist das Revolutionale-Büro. Es ist offen, jeder ist willkommen. Hier kannst du die Aktiven der Revolutionale kennenlernen, mit den Künstler*innen ins Gespräch kommen, andere Interessierte treffen, dich einklinken oder einfach nur informieren und deine eigenen Ideen platzieren.

Komm vorbei. Mach mit!

Fahd Aldaya

Fahd Aldaya - Die JasminfluchtWas sollen wir tun? Die Jasmin-Flucht

Syrien ist ein Trümmerfeld. Die Menschen sind traumatisiert von der Gewalt und der Angst, die sie täglich erleben. Sie haben Angst nicht nur um ihr eigenes Leben, sondern um das ihrer Kinder, ihrer Eltern, ihrer Liebsten. Sie flüchten in die Nachbarländer, vor allem den Libanon und die Türkei. Und einige von ihnen schaffen es bis Deutschland. Wie Fahd Aldaya aus Harasta. Er lebt heute mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern in Leipzig. Und er arbeitet als interkultureller Mittler im Projekt Eine Kita für Alle des Vereins Arbeit und Leben Sachsen e. V.

Was passiert?

In einem Schaufenster siehst du Schutt. Er steht für den Schutt der zerstörten syrischen Häuser. Fotos, die Fahd Aldaya vor und während seiner Flucht aus Syrien gemacht hat, liegen darauf und kommentieren den Schutt. Sie dokumentieren die existenzielle Not der Menschen.

Sonntag, 6. Oktober, 14:00 Uhr
Gespräch mit Fahd Aldaya im Revolutionale-Büro, Eingang Petersstraße!

Fahd Aldaya, interkultureller Mittler. Geboren 1979 in Harasta / Syrien. Flüchtete 2015 mit einem Schlauchboot über das Mittelmeer. Lebt seit 2016 in Leipzig.

Banda Internationale

Banda InternationaleMusik aus aller Welt – aber keine Allerweltsmusik

Banda Internationale ist eine Brassband aus Dresden, in der seit 2015 Geflüchtete mitspielen. Sie bedienen sich hemmungslos am Kulturgut aller möglichen Länder und Völker und spielen zum großen Teil Musik aus den Krisenregionen der Welt: Nordafrika, Balkan, Naher Osten, Kolumbien, West-, Ost- und Zentralafrika, Osteuropa. Die Band macht vielen Menschen Mut – den Refugees, aber auch den Dresdnern, Sachsen und Deutschen, die sich für eine Willkommenskultur stark machen und einsetzen.

WAS PASSIERT?

Sie machen Musik, die in die Beine geht. Und ins Herz. Aber auch in den Kopf. Also eine engagierte, fetzige Musik mit dem Ziel, alle mitzureißen. Banda Internationale. Das mittlerweile fast 20-köpfige Kollektiv mit Musikern aus Deutschland, Syrien, Palästina, Iran und dem Irak hat seit 2015 zahlreiche Preise gewonnenund mehr als 300 Konzerte in Dresden, in Sachsen und Deutschland gespielt. Großes gemeinsames Ziel ist es, Heimatmusik neu zu interpretieren, Herzen zu öffnen, Vorurteile und Ressentiments abzubauen und zur Verständigung zwischen neuen und alteingesessenen Sachsen, Deutschen, Europäern beizutragen.

BECK

 

BECK - Ostler kolonialisiert WestlerDie geballte Ladung Ossi-Humor

BECK ist ein Begriff im kleinen, feinen Universum der Cartoonisten und Karikaturisten im Land. Seine Figuren mit den großen Nasen bevölkern unter anderem die „taz“, „Reader’s Digest“, den „Eulenspiegel“ und „natur“. Als er 2016 zu einer eigenen Ausstellung im renommierten Frankfurter Caricatura Museum gebeten wurde, freute er sich: „Ich bin der erste Ossi, dessen Arbeiten hier gezeigt werden.“ Er war auch der Erste, der eine farbige Karikatur auf der Titelseite der ZEIT veröffentlicht hat.

Was passiert?

In einem der Schaufenster werden in einer Endlosschleife 100 Cartoons von BECK gezeigt.

BECK, Cartoonist. Geboren 1958 in Leipzig. Dort lebt er seit 2003 wieder, nachdem er zwischenzeitlich 20 Jahre lang in Berlin gelebt und gearbeitet hat. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Veröffentlicht täglich einen neuen Cartoon auf www.schneeschnee.de

Bastian Berbner

Bastian Berbner „Geschichten gegen den Hass“ Über Menschen, die ihre Vorurteile überwindenAlles, was fremd ist – Wie wir den Hass überwinden.

Bastian Berbner
„Geschichten gegen den Hass“
Über Menschen, die ihre Vorurteile überwinden

Die Polarisierung der Gesellschaft schreitet voran, weltweit. Im Kampf der Geschlechter, Links gegen Rechts, Arm gegen Reich oder zwischen Jung und Alt. Kann man all diese Konflikte überhaupt noch in den Griff bekommen? Bastian Berbner lernte im Gespräch mit Wissenschaftlern, dass man Hass und Vorurteile durchaus überwinden kann. Zumindest theoretisch. Also suchte er im echten Leben nach Menschen, denen genau das gelungen ist. Und erzählt ihre Geschichten. In einem Buch und in einem Podcast. Er fand heraus: Es gibt mehr solcher Geschichten, als wir denken.

WAS PASSIERT?

Täglich und am 5. Oktober
QR-Code scannen und Podcast einfach online hören.

Bastian Berbner, Journalist. Geboren 1985, studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Islamwissenschaft und arbeitet als freier Journalist in Hamburg. Seine Geschichten sind oft Porträts von Menschen. Er schreibt, dreht Filme und hat zum Buch auch den Podcast „Geschichten gegen den Hass“ erstellt.

Lysann Buschbeck

Lysann Buschbeck aus HechtHecht. Die vergessenen Kinder

1998 hat Lysann Buschbeck im Hechtviertel in Dresden ein paar Kids kennen gelernt, die am Rande leben. Am Rande der Gesellschaft. Am Rande der Wahrnehmung der gutbürgerlichen Mehrheit, die sich so klar abgrenzt gegen Kids wie diese. Kids, deren Eltern entwurzelt sind. Kids, die auf Droge sind, auf die eine oder andere Art. Um die sich keiner kümmert. Die klauen. Die sich eine Karriere als “Verbrecher” vorstellen, weil sie keine andere Perspektive sehen. Lysann Buschbeck hat sie bis 20111 fotografiert und ihnen ein Gesicht gegeben. Sie hat die Gespräche mit ihnen aufgeschrieben und ihnen eine Stimme gegeben. In einem Buch voller Tristesse und Ausweglosigkeit. Was machen wir nun damit?

WAS PASSIERT?

Im Revolutionale-Büro wirft ein Beamer in Dauerschleife Texte und Bilder an die Wand, langsam, zum Mitlesen.

Täglich und Montag, 7. Oktober, 16:00 Uhr
Gespräch mit Lysann Buschbeck hier Revolutionale-Büro!

Lysann Buschbeck, Fotografin. Geboren 1976 in Dresden. Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Lebt und arbeitet seit 2008 als freischaffende Künstlerin in Berlin und Leipzig.

Carsten Busse

Carsten Busse - Die Wirklichkeit des VernünftigenDie Wirklichkeit des Vernünftigen

Die Installation „Die Wirklichkeit des Vernünftigen“ war ursprünglich Teil einer Ausstellung zum Thema Angst. Sie thematisiert ein persönliches Unbehagen angesichts gesellschaftlicher Entwicklungen der Vergangenheit, die sich in neuem Gewand zu wiederholen scheinen.
Was scheinbar komplett fehlt sind positive Utopien. Die Entwicklungen seit dem Ende des Kalten Krieges erscheinen Busse zunehmend bedrohlich. Die Möglichkeit einer substanziellen Einflussnahme, die es 1989 immerhin gab, sieht er kaum noch. Bleibt nur noch, Fragen zu stellen und historische Bezüge herzustellen.

WAS PASSIERT?

Man sieht einen Mann, der von oben stirnrunzelnd einen angeketteten, kaputten Basketball mit den Aufschriften History und Utopia betrachtet, der (bereits wie ein Relikt der Vergangenheit auf einem Sockel präsentiert) seine Mission nicht mehr erfüllen kann und den Korb wohl nie wieder erreichen wird. Diese Metapher beschreibt den Zustand einer Welt, die einerseits mehr oder weniger gewaltsam ihren Status quo zu erhalten sucht, aber in Wahrheit sehenden Auges der Katastrophe entgegensteuert.

Täglich und Montag, 7. Oktober, 12:00 Uhr
Gespräch mit Carsten Busse im Revolutionale-Büro, Eingang Petersstraße!

Carsten Busse, Künstler. Geboren 1965 in Leipzig. Nach ersten Versuchen in den 80er Jahren von 1992 bis etwa 2004 ausschließlich Mitglied der Künstlergruppe solitaire factory (Carsten Busse, Thomas Wauer, Fritz Selbmann). Danach agierte er parallel künstlerisch sowie als Kurator und Galerist. Seit 2010 wieder vorrangig Künstler, speziell Konzeptkunst und Installation. Außerdem experimentiert er mit der 150 Jahre alten Technik der Cyanotypie.

Chöre aus Leipzig und Umgebung

Madrigio KammerchorWo man singt …

Chorgesang ist auch eine Form gelebter Demokratie. Er funktioniert nur, wenn alle zusammenwirken. Man kann verschiedene Lieder singen, aber nicht zur gleichen Zeit. Man muss sich absprechen. Aufeinander Rücksicht nehmen. Sich an Verabredungen halten. Und jedes Chormitglied singt, wie er oder sie am besten kann. Ein Bass kann nicht im Sopran singen. Zum Beispiel.

WAS PASSIERT?

Wir haben Chöre aus Leipzig und Umgebung eingeladen, am Samstag, dem 5. Oktober, mit uns und für uns zu singen. In den Schaufenstern und davor. Im Wechsel und gemeinsam. Es ist ein Experiment. Dabei sind u.a. der Madrigio Kammerchor aus Stötteritz und Neue Musik Leipzig.

Christian Fuchs

Christian Fuchs „Das Netzwerk der neuen RechtenAlles, was fremd ist – Wie wir den Hass überwinden.

Christian Fuchs
„Das Netzwerk der neuen Rechten“
Wer sie lenkt, wer sie finanziert und wie sie die Gesellschaft verändern

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ist ein neues, einflussreiches rechtes Netzwerk in Deutschland herangewachsen. Christian Fuchs und sein Co-Autor Paul Middelhoff sind durch Deutschland und Europa gereist und haben die wichtigsten Protagonisten der Szene getroffen. Ihr Report enthüllt das ganze Ausmaß des Milieus. Seine ideologischen Grundlagen, seine führenden Köpfe, seine wichtigen Zeitschriften, Verlage, Internet-Plattformen, Burschenschaften und die geheimen Finanziers. Viele Verbindungen führen zur AfD, die zum Gravitationszentrum der Strömung geworden ist. Die Autoren zeigen, wie die Neue Rechte versucht, die gesellschaftliche Mitte zu übernehmen. Ihre Erkenntnisse sind alarmierend.

WAS PASSIERT?

5. Oktober, 16:30 Uhr
Gespräch mit Christian Fuchs und Bastian Berbner im Revolutionale-Büro, Eingang Petersstraße!

Christian Fuchs, Journalist. Geboren 1979, studierte in Jena Medienwissenschaft, Psychologie, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und wurde an der „Henri-Nannen- Schule“ in Hamburg zum Redakteur ausgebildet. Seit 1998 schreibt er in renommierten Tages- und Wochenzeitungen über Gesellschaft, Medien, Wirtschaft, Politik und urbane Kultur – mit einem Schwerpunkt auf Ostdeutschland. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Preise.

Gala Goebel

Gala Goebel - Eigentlich ist alles gutEigentlich ist alles gut.

Wie oft sagen wir so einen Satz, obwohl eigentlich gar nichts gut ist? Warum führen Kleinigkeiten oft zu heftigen emotionalen Reaktionen? Welche Gefühle schieben wir unbewusst immer von uns weg – und was macht das mit uns? Gala Goebel schaut hier genauer hin, ausgehend von kleinen alltäglichen Situationen, wie wir sie alle kennen.

WAS PASSIERT?

Du setzt dich auf einen von sieben Stühlen in einem Stuhlkreis. Du setzt einen Kopfhörer auf und du bist mitten in einer Gesprächsrunde. Hier wird versucht, eine ehrliche Antwort auf die Frage zu finden: Wie geht es dir? Wie geht es dir wirklich?

Gala Goebel, Künstlerin. 1991 in Stuttgart geboren, lebt und arbeitet in Leipzig. 2016 Diplom an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle. Seit 2013 Mitglied im Performance- Kollektiv „Tolerantes Brandenburg“. 2019 war sie eine von zehn Nachwuchskünstler*innen, die von einer Jury für eine Ausstellung im Leipziger Museum der bildenden Künste ausgewählt wurden.

Susann Maria Hempel

Auf der Suche nach den verlorenen Seelenatomen

Hörspiel von Susann Maria Hempel

Das Radiostück basiert auf Gesprächen mit einem ehemaligen DDR-Häftling, der im Gefängnis einen schweren Schock mit darauffolgender Amnesie erlitt. Als vermeintlichem Republikflüchtling wurde ihm ein „Grenzproblem“ übergestülpt, das nicht seins war. Und dann hat er eine Grenzerfahrung ganz anderer Art gemacht: Im Gefängnis sei die Seele aus ihm „rausgemacht“ worden, sagt er. Und sie ist bis heute nicht heimgekehrt in ihr Gefäß. Er denkt sie sich dennoch gut aufgehoben – dort nämlich, wo ihr immer am wohlsten war: im Wald. Als sein ältester Freund starb, beginnt der Häftling, der Autorin von seinem Leben zu erzählen. Sie wird auf die tiefe Verbundenheit aufmerksam, die beide zum Wald hatten. Ihr ganz eigener, in der Kindheit wurzelnder Mythos des Waldes wurde mit dem Tod des Freundes wieder lebendig. Und in gewisser Weise hat die Autorin das Erbe ihrer Freundschaft angetreten. So, wie sich einst das Gesicht des Einen vor dem Anderen hob, hebt sich nun das Gesicht ihrer Freundschaft vor ihr.

WAS PASSIERT?

Das Hörspiel in voller Länge und weitere fotografische Arbeiten: Umkleide/Revolutionale-Büro, Eingang Petersstraße!

Susann Maria Hempel ist 1983 in Greiz geboren. Studium der Mediengestaltung an der „Bauhaus-Universität“ Weimar. Ging früh ihrer Liebe zum Theater nach, wechselte dann zum Experimentalfilm. Für ihre Arbeiten erhielt sie mehrere Preise im In- und Ausland.

Karstadt in Leipzig . Tränen beim Abschied

Die Frauen der Hutabteilung des Karstadt beim jährlichen AusflugWarum so viele Karstadt in Leipzig mochten

Karstadt ist eine Kaufhaus-Kette, und, seien wir ehrlich, Eigentümer interessiert in erster Linie, dass ihre Mitarbeiter im Sinne des Unternehmens funktionieren. Warum also ging es den Menschen, die dort gearbeitet und eingekauft haben, so nahe, als der Laden dichtgemacht wurde? Weil es eben nicht um Karstadt ging. Sondern um die Menschen. Weil sie im Arbeitsalltag zusammengehalten haben, offen und freundlich miteinander umgegangen sind, ein Gefühl von „großer Familie“ geschaffen, eben nicht „nur funktioniert“ haben. Das ist ein positives Erbe aus der alten DDR-Gesellschaft. Wie können wir das retten?

WAS PASSIERT?

Ein paar der Frauen, die im Karstadt gearbeitet haben, „plaudern aus der Schule“. Sie erzählen vom Wir-Gefühl, vom Gemeinschaftssinn und der Verbundenheit unter den Kolleg*innen. Und denken darüber nach, ob wir künftig alle „funktionieren“ wollen. Oder wie wir die Menschlichkeit auch im Arbeitsalltag retten können.

Klänge der Hoffnung – Musik verbindet

Roland Quester - Ensemble Klänge der HoffnungDas Ensemble “Klänge der Hoffnung – Musik verbindet” entstand am 2017 bei einem Konzert der Stiftung Friedliche Revolution im Grassi Museum Leipzig im Rahmen der Interkulturellen Wochen. Benannt ist es nach dem gleichnamigen Netzwerk, das seit 2016 Menschen mit und ohne Fluchtbiografie zusammenbringt. Bisherige Höhepunkte des Ensembles waren ein Auftritt mit Yo-Yo Ma am 1. September 2018 im Leipziger Gewandhaus und die Auszeichnung mit dem Preis „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ vom Bündnis für Demokratie und Toleranz (Berlin).

WAS PASSIERT?

Das Ensemble spielt eine Reihe von Stücken, in denen Einflüsse vom Klezmer sowie arabische und persische Melodien erkennbar sind. Ensemble „Klänge der Hoffnung“. Die professionell ausgebildeten Musiker*innen kommen aus Syrien, Iran, Italien und Deutschland. Das Publikum schätzt die Spielfreude und die überraschenden stilistischen Verbindungen, die sich ergeben, wenn Musiker*innen aus verschiedenen Kulturkreisen ihre Traditionen einbringen und zusammen etwas Neues schaffen.

Kollektiv George Bele

Charlotte PuderDer Wahlkampf – eine Theaterperformance in zwei Teilen

Der Wahlkampf“ setzt sich künstlerisch mit Politiker*innen als Wahlkämpfer*innen einerseits und als Privatmenschen andererseits auseinander.

WAS PASSIERT?

Drei „Parteivorsitzende“ halten drei Wahlkampfreden an drei Pulten im Schaufensten. Sie werden immer von derselben Schauspielerin gespielt. Parallel zur Wahlkampfrede hören wir jeweils in einer eingespielten Audioebene Gedanken, Assoziationen der redenden Politiker* innen und ihrer Wähler*innen. Namen und Programme der Parteien sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit realen Parteien nicht unbeabsichtigt.

Kollektiv George Bele:
Heike Geißler, Autorin. Geboren 1977 in Riesa, aufgewachsen dort und in Karl-Marx-Stadt / Chemnitz. Lebt als freie Schriftstellerin in Leipzig. Letzte Veröffentlichungen: Saisonarbeit, Fragen für alle, mani bucate money fest.
Charlotte Puder, Schauspielerin. Geboren (1986) und aufgewachsen in Leipzig. Schauspielstudium an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“, wo sie seit 2017 zeitweise auch als Dozentin arbeitet. Seit 2012 freie Schauspielerin.

Samstag, 5. Oktober, 20:00 Uhr
Sonntag, 6. Oktober, 17:00 Uhr
Performance im Revolutionale-Büro, Eingang Petersstraße!

Reinhard Krehl

Der Pelz brennt.

Installation

Ausgangspunkt der Arbeit ist die wechselvolle und große Geschichte des Leipziger Brühls. Der Brühl als Pelzhandelzentrum brachte Leipzig den Weltruf als Handelsmetropole ein. Im zweiten Weltkrieg wurde der Brühl fast völlig zerstört. Nach dem Krieg wurde der Brühl im Stile der Moderne neu gestaltet. In diesem Zuge entstanden vor der Interpelz-Zentrale am Brühl, wie auch auf dem Sachsenplatz, verschiedene Kunstwerke für den öffentlichen Raum. Mit dem Ende der DDR und in den nachfolgenden Jahren verschwanden diese Kunstwerke wieder. So sind in diesen Kunstwerken Geschichtsebenen eingeschrieben, die von der Blüte des Handwerks über den Staatssozialismus bis hin zum kapitalistischen Neoliberalismus über alle Phasen bedeutender Umwandlungen der Leipziger Innenstadt berichten. Ebenso sind sie Zeugnis eines künstlerisch-ästhetischen Selbstverständisses. Die vorliegenden Alu-Elemente stammen vom Fahnen-Monument vor der Interpelz-Zentrale am Brühl, das im Zuge des Citytunnelbaus und der Umgestaltung der Straße Am Brühl abgerissen wurde. In den Augen des Künstlers stilisiert es auf abstrakte Weise einen roten Pelz (Brühlpelz-Logo = Fuchs), an den drei Streichhölzer gehalten werden. „Hier brennt der Pelz. Hier brennt die Stadt. Hier brennt die Kunst. Nicht immer ist davon etwas übrig geblieben. Aber es ist das, was uns unsere Geschichte gibt, wir sollten uns darüber im Klaren sein.“

Reinhard Krehl, geboren 1965, lebt in Leipzig. Er widmet er sich vor allem landschaftbezogenen Kunstprojekten in Stadt und Land, der Spaziergangswissenschaft und Kunst im öffentlichen Raum. Sein Arbeitsschwerpunkt ist Botanische Kunst. Er produziert zudem verschiedene Wildblumenmischungen als lebende Kunstwerke wie die „Lucas Cranach Blumenmischung“ oder „Leipziger Mischung“. Mehrere Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland und Stipendien.

Anita Kriebel

Anita KriebelGraphic Recording

Beim Graphic Recording (auch Visual Recording oder Scribing genannt) wird das Gesagte in Echtzeit grafisch umgesetzt. Das heißt, es wird nicht nur aufgeschrieben, sondern in grafische Formen umgesetzt. Dabei wird nicht nur Eins-zu-Eins der gehörte Inhalt grafisch wiedergegeben, sondern diese mehrdimensionale Darstellung kann dem Gehirn Metaebenen eröffnen und es damit zu neuen Verknüpfungen anregen. Betrachter*innen gibt diese Visualisierung die Möglichkeit, Inhalte unter neuen Perspektiven wahrzunehmen.

WAS PASSIERT?

Anita Kriebel wird die Ergebnisse des Internationalen Runden Tischs und auch die Aussagen von Passant* innen zur zentralen Frage, was sich verändern muss, per Graphic Recording festhalten und visualisieren.

Samstag und Sonntag Was soll sich ändern?

Montag, 7. Oktober, 17:00 – 19:00 Uhr
Dienstag, 8. Oktober, 17:00 – 19:00 Uhr
Mittwoch, 9. Oktober, 14:00 – 16:00 Uhr

Öffentliche Plenen

Anita Kriebel, Bildhauerin und Kommunikationsdesignerin. Geboren 1981 in Dresden. Freibruflich tätig seit 2013. Zahlreiche Aufträge in den Bereichen Bühnenplastik und Grafikdesign, vorrangig für Theater- und Fernsehproduktionen.

Roswitha Maul

Lampyrida Maxima

Installation

„Roswitha Maul verbindet in ihren Arbeiten die Reflexion über plastische Prozesse mit Fragen von Energieressourcen. Das geschieht bildlich, indem sie Motive aufgreift wie Windräder, Öfen oder Lampen, aber auch durch die Veranschaulichung von Transformationen. Sie inszeniert eine Art Begegnung von Alternativen, die als unterschiedliche Aggregatzustände auf das gleiche Motiv verweisen: Unter einen schlichten Lampenschirm gefesselt, erfüllt ein riesenhaftes Insekt seine Funktion und leuchtet. An die Stelle der Glühlampe tritt zumindest bildhaft das Glühwürmchen. Dessen Fähigkeit, Licht zu erzeugen, wird einerseits zum Sehnsuchtsmotiv einer natürlichen Energiegewinnung und andererseits zur wissenschaftlichen Herausforderung, gerade dieses Potential als Alternative konventioneller Technologien zu erkunden. Das Bild hat poetische, symbolhafte Dimensionen, wirkt aber durchaus auch monströs, wenn das zierliche Insekt in vergrößerter Form hier mit all den befremdlichen Details seiner Anatomie zu erkennen ist. Den sichtlich abgenutzten, alten Lampenschirm verwendet sie als Readymade im Kontrast zum plastisch geformten Käferleib aus Kunststoff.“

Auszug aus Plastische Ressourcen/Energiegewinnung in Kunst und Gesellschaft bei Roswitha Maul; Dr. Holger Birkholz, April 2016

Roswitha Maul gründete 2013 das „Zentralwerk Dresden“ mit weiteren Künstlern. Studium an der „Hochschule für Bildende Künste“ Dresden und am „Institut für Künstlerische Keramik und Glas“ der Hochschule Koblenz. Bis 2017 Meisterschülerin an der „Hochschule für Bildende Künste“ Dresden bei Eberhard Bosslet.

Maix Mayer

Afronautic TalesAfronautic Tales

Bei der Filminstallation von Maix Mayer steht die hohe Kunst des Veejaying im Mittelpunkt.
Veejays sind Übersetzer. Sie erzählen die Geschichten der Filme vor dem Hintergrund ihrer eigenen Lebenswelt und übersetzen damit als Erzähler, Kommentator, Erklärer und Sprechstimmendarsteller die fremden globalen Produkte in einen lokalen Kontext. „Dieses Kinoerzählen setzt die Vorherrschaft der globalisierten Bilder außer Kraft, denn dem Charakteristikum der Massenmedien, Botschaften in identischer Form über große Räume weltweit zu verbreiten, werden lokale Realitäten und Aneignungsprozesse entgegengesetzt“, erklärt Mayer.

WAS PASSIERT?

Der Leipziger Künstler Maix Mayer zeigt in einer einzigen Filmeinstellung von 90 Minuten das Veejaying des ersten DDR-Science-Fiction-Films Der schweigende Stern (1960) durch VJ Mark in einem Videokino in Dar es Salaam, Tansania. Die Aufnahme reduziert die visuellen Bildelemente, verlagert die filmische Erzählung von der Leinwand zu den Zuschauern im Videokino und macht dabei einen doppelten Interpretationsraum auf.

Sonntag, 6. Oktober, 12:00 Uhr
Gespräch mit Maix Mayer im Revolutionale-Büro, Eingang Petersstraße!

Maix Mayer, geboren 1960 in Leipzig. Studium der Meeresbiologie in Rostock, 1987 Diplom der Marinen Ökologie. Später Studium der Fotografie an der „Hochschule für Grafik und Buchkunst“ Leipzig und Gastprofessor im Fachbereich Medienkunst. Mitglied der „Sächsischen Akademie der Künste“ und Professur an der Kunstakademie Szczecin.

Tina Pruschmann & Ingrid Exo

Tina Pruschmann - Radix-BlätterHörstation: Unter dem Radar – Texte aus dem literarischen Widerstand

Wer spricht? Wer wird gehört? Diese beiden Fragen berühren einen Grundsatz demokratischer Gesellschaften, wonach politische Entscheidungen durch eine breite öffentliche Debatte begleitet werden. In einer Diktatur stellen sich diese Fragen anders: Wer darf sprechen? Wer darf gehört werden?
Das Archiv unterdrückter Literatur in der DDR sammelt die Vor- und Nachlässe von Autorinnen und Autoren, die in der DDR nicht veröffentlicht wurden; die nicht sprechen und nicht gehört werden durften. Es ist Teil des Archivs der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der DDR-Diktatur in Berlin.

WAS PASSIERT?

Im Festivalbüro werden Texte aus dem Archiv von Heidemarie Härtl, Ralf-Günter Krolkiewicz, Edeltraut Eckert und Thomas Körner zu hören sein. Sie zeigen einen literarischen Blick, der bis heute in der ostdeutschen Literatur fehlt.

Täglich hier und Dienstag, 8. Oktober, 18:00 Uhr
Gespräch mit Peter Wensierski und Tina Pruschmann im Revolutionale-Büro!

Tina Pruschmann, Autorin. 1975 in Schmalkalden/Thüringen geboren, lebt in Leipzig; zuletzt erschienen gemeinsam mit dem Hallenser Fotografen Marco Warmuth: „gottgewollt“ – ein dokumentarischer Bild-/Interviewband über die Schwestern von der heiligen Elisabeth.
Ingrid Exo, Sprecherin. 1963 in Düsseldorf geboren, seit 2008 in Leipzig beheimatet. Studium der Kunstgeschichte, italienischen Literatur und Ethnologie in Hamburg und Bologna. Freie Übersetzerin und Sprecherin.

Ute Puder

Wieviel bin ich wert?

Offene Fragen, beispielsweise „Bin ich so viel wert, wie ich verdiene?“, oder „Ist mein Wert mein Körper?“, laden dazu ein, gesellschaftliche Probleme mit eigenen Reflexionen zu verknüpfen und dadurch differenzierter wahrzunehmen.

WAS PASSIERT?

Interaktion von Ute Puder – Wähle maximal 3 Fragen und beantworte diese mit dem Kleben eines Punktes.

Das macht mir Angst:

WAS PASSIERT?

Interaktion von Ute Puder – Nimm die A4 Blätter, schreibe deine Ängste nieder und klebe diese ans Schaufenster.

Was bedeutet Veränderung?

Offene Fragen, beispielsweise „Macht mir Veränderung Angst?“, oder „Kann man ohnehin nichts ändern?“, laden dazu ein, gesellschaftliche Probleme mit eigenen Reflexionen zu verknüpfen und dadurch differenzierter wahrzunehmen.

WAS PASSIERT?

Interaktion von Ute Puder – Wähle maximal 3 Fragen und beantworte diese mit dem Kleben eines Punktes.

Ich bin erschöpft, genau wie du.

Ute Puder beschäftigt sich mit dem Thema der um sich greifenden Erschöpfung. Die Ressourcen der Erde sind erschöpft. Der Mensch ist lebendiger Teil dieser erschöpften Erde. Ein Teil der Natur.

WAS PASSIERT?

Interaktion von Ute Puder.

Ute Puder, geboren 1962 in Leipzig. Bis 1992 Studium an der „Hochschule für Grafik und Buchkunst“ Leipzig. Arbeitet als Kommunikationsdesignerin, Regisseurin und Projektentwicklerin.

Sylvia Rohr

Stadtfunk Leipzig, Sylvia Rohr
Stadtfunk Leipzig

Der Stadtfunk war 1945 zunächst durch die sowjetischen Besatzer eingerichtet worden, um die Bevölkerung mit wichtigen Informationen – zum Beispiel über Lebensmittelkarten –, aber auch mit politischen Agitationsprogrammen zu beschallen. Das wurde später vom DDR-Regime und schließlich von der Stadt Leipzig weitergeführt. Die Tonsäulen an Bahn- und Bus-Haltestellen und großen Plätzen gehörten noch bis 1998 zum Stadtbild. Während der Friedlichen Revolution übertrugen sie auch den Aufruf „zur Besonnenheit und für einen friedlichen Dialog“ von Kurt Masur und den Leipziger Sechs am 9. Oktober 1989 und haben damit sicher zum friedlichen Ablauf beigetragen.

WAS PASSIERT?

Sylvia Rohr hat ein knapp einstündiges Radio- Feature zum Thema gemacht. Ein Trailer dazu läuft in Endlosschleife in einem der Schaufenster. Gespickt mit Ausschnitten aus Sternstunden alter Sendungen stellt das Feature die Aufgaben und Macher des Stadtfunks vor, gibt Einblicke in die Hintergründe und beleuchtet diese europaweit einzigartige Institution. Wer möchte, kann sich das komplette Feature im Revolutionale-Büro anhören.

Täglich und Dienstag, 8. Oktober, 16:00 Uhr
Gespräch mit Sylvia Rohr im Revolutionale-Büro!

Sylvia Rohr, Autorin. Geboren 1987 in Leipzig. Studium der Mediengestaltung. Schreibt Hörspiele und Features fürs Radio und engagiert sich für Freiheit und Demokratie. Für ihre Arbeit erhielt sie zahlreiche Preise, zum Beispiel 2005 den Preis für CivilCourage der Stadt Leipzig.

Mara Sandrock

Installation von Mara Sandrock

Mara Sandrock, geboren 1983 in Wuppertal. Bis 2014 Studium der Humanmedizin an der Universität Leipzig und Université du Luxembourg. Bis 2018 Studium der Malerei und Bildhauerei an der Burg Giebichenstein. Selbständig als wissenschaftliche Illustratorin und Dozentin für Anatomie in Leipzig.

Anija Seedler

Tauchen - Anija SeedlerAnija Seedler zeigt zur Revolutionale neue Werke:

„Übung“

Pigmenttusche, Asphaltlack, Sammlung Sächsischer Landtag, 2016, mit einem Text von Sudabeh Mohafez

„Tauchen“

Installation, Stahl, Holz, Glas, Lack, 10 x 290 x 233 cm, 2016/2019

Anija Seedler (*1974) ist als bildende Künstlerin und Szenographin tätig. Sie studierte Modedesign an der (FH) Angewandte Kunst Schneeberg (Diplom 1998) und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Sie war Gewandmeisterin am Theater Annaberg-Buchholz (2000) und als Kostümassistentin am Teatro Comunale di Bologna (1996, 1997) tätig. Sie hat Kinderstücke inszeniert, und an zahlreichen Theaterproduktionen in Deutschland, Italien und Frankreich szenographisch mitgewirkt. Erste Publikationen von ihr erschienen im Jahr 2007 im weiw Verlag Stralsund/Amsterdam. Anija Seedler arbeitet genreübergreifend, doch im Vordergrund steht die zeichnerische Auseinandersetzung mit Widersprüchlichkeiten und den vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten einer polaren Welt. Themen wie Schönheit und Vergänglichkeit, Wahrnehmung, Identität, stehen dabei im Zentrum ihrer zeichnerischen Analyse, welche mit Realität und Fiktion spielt.

solitaire factory

Die weiße Flagge / We shall never surrender

Ein Widerspruch in sich. Die weiße Flagge steht für Kapitulation und Aufgabe, der Schriftzug darauf sagt das glatte Gegenteil. „We shall never surrender“ ist ein Zitat von Winston Churchill vom 4. Juni 1940, als er in einer seiner berühmtesten Reden die Menschen in Großbritannien hinter sich versammelte im Kampf gegen die Invasoren aus Nazi-Deutschland. „Wir werden niemals kapitulieren!“ In ihrer scheinbar paradoxen Kombination beschreiben die beiden Aussagen die Situation der sogenannten Friedlichen Revolution in der DDR, beispielhaft für alle Revolutionen der Weltgeschichte. Blutig oder scheinbar friedlich sind Revolutionen ohne Opfer nicht denkbar.

WAS PASSIERT?

Vom ehemaligen Karstadt-Haus hängt weithin sichtbar eine weiße Flagge mit dem widersprüchlichen Churchill-Zitat.

Täglich und Montag, 7. Oktober, 12:00 Uhr
Gespräch mit Carsten Busse im Revolutionale-Büro, Eingang Petersstraße!

UNRUHE

„UNRUHE“ ist der Obertitel einer Werkreihe der Künstlergruppe „solitaire factory“. Sie reflektiert Aufstände, Revolutionen und Revolten, die seit der Antike fester Bestandteil der Menschheitsgeschichte sind. Und wie endet das Ganze in der Regel? „ … mit Transfer von Besitz und Eliten. Über ihnen aber ein siegreicher General wie Napoleon? Ein apokalyptischer Priester wie Khomeini? Ein Politbüro wie in Russland? Redner und Führer wie in Italien und Deutschland? Es ist schwer, sich an Beispiele zu erinnern, dass Revolutionen dauerhaft erreichten, was sie sich und der Welt versprachen.“ (Michael Stürmer, „Welt“, 27. 12. 2012)

WAS PASSIERT?

In einem der Schaufenster läuft in Endlosschleife „UNRUHE“, ein Video, das die Aktionsreihe der Gruppe „solitaire factory“ in aktualisierter Form dokumentiert. Es soll zu einer Reflexion über die Ereignisse von 1989 im Vergleich mit deren tatsächlich deutlich blutigeren Vor- und Nachläufern anregen.

Täglich und Montag, 7. Oktober, 12:00 Uhr
Gespräch mit Carsten Busse im Revolutionale-Büro, Eingang Petersstraße!

Künstlergruppe solitaire factory. Carsten Busse, Thomas Wauer und Fritz Selbmann arbeiteten von 1992 bis etwa 2004 in dieser Gruppe zusammen. Offiziell ist die Gruppe nicht aufgelöst und tritt – wie hier – immer wieder sporadisch in Erscheinung. Zahlreiche ihrer Arbeiten befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen (Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig, Land Sachsen u.a.).

TastoCorno

TastoCornoLibertas

TastoCorno ist ein rein weibliches Ensemble. Der Name leitet sich von den Instrumenten ab, die den Gesang begleiten: das Harmonium und das Horn. Der Titel ihres Auftritts hat zwei Aspekte: Libertas ist der Name der antiken Göttin der Freiheit und auf dem berühmten Gemälde „Die Freiheit führt das Volk“ von Delacroix ist die Freiheit eine Frauengestalt, nämlich Marianne. Damit will das Ensemble das „weibliche Prinzip“ unterstreichen, das eine friedliche Revolution verkörpert – im Gegensatz zum „männlichen Prinzip“ der gewaltbereiten Aufstände in der Geschichte.

WAS PASSIERT?

TastoCorno spielt ebenso viele Stücke weiblicher wie männlicher Komponist*innen. Die Stücke repräsentieren unterschiedliche Aspekte der Freiheit.

Samstag, 5. Oktober, 18:00 Uhr
Sonntag, 6. Oktober, 15:00 Uhr
Konzert und Performance im Revolutionale-Büro, Eingang Petersstraße!

Greta Taubert

Wie werde ich Rebell*in? Über zivilen Ungehorsam in Klimaprotesten

Die Wälder brennen, das Wasser wird knapp, die Bienen sterben – dass der Klimawandel unser Überleben auf dem Planeten bedroht, wird mittlerweile für uns alle körperlich erlebbar. Jahrzehntelang hat die ökologische Bewegung davor gewarnt. Ohne Erfolg. Ist es Zeit für einen Aufstand gegen das Aussterben? Die Bewegung „Extinction Rebellion“ will mit massenhaftem zivilen Ungehorsam das System des Weiter-so erschüttern. Bereits jetzt sind 100 000 Menschenweltweit dabei, Brücken, Plätze, Infrastrukturpunkte zu blockieren.

WAS PASSIERT?

Du wirst Teil einer Rebell*innengruppe. In einer Mischung aus Lecture der Autorin Greta Taubert, Gespräch mit der XR-Aktivistin Clara Sünskes Thompson und einem gemeinsamen Flashmob erfährst du, wie aus Klimakatastrophenangst eine gewaltfreie Protestbewegung entsteht. (Bitte bequeme und beschmutzbare Kleidung anziehen.)

Greta Taubert, geboren 1983, ist Autorin und Reporterin in Leipzig. Sie schreibt für unter anderem für Die Zeit oder das SZ-Magazin über Transformationen, Aktivismus und das Gute Leben. In ihren Sachbüchern „Apokalypse Jetzt!“ und „Im Club der Zeitmillionäre“ geht sie der Frage nach, wie eine Welt jenseits der Konsumgesellschaft aussehen könnte.

Lotta Wieden

Lotta Wieden - Kein Plan nirgendsKein Plan, nirgends. Wie die letzte Jugend der DDR erwachsen wurde.

37.900 Säuglinge und Kleinstkinder in der DDR waren allein 1965 in Wochenheimplätzen, später Wochenkrippen genannt, untergebracht, damit ihre Mütter in Vollzeit einer Erwerbsarbeit nachgehen konnten. Für die Kinder wurden die eigenen Eltern zu Fremden. Das ist das Eine. Der Aufenthalt in diesen Wochenkrippen hat auch auf andere Weise die Entwicklung der Kinder beeinflusst. Im Vergleich mit Gleichaltrigen, die in Familien aufwuchsen, ergaben wissenschaftliche Untersuchungen der Berliner Humboldt- Universität gravierende Defizite. Was dazu führte, dass derartige Untersuchungen in den Archiven verschwanden.

WAS PASSIERT?

Waren DDR-Eltern besonders herzlos? Oder haben sie sich von offiziellen Statements beeindrucken lassen, diese Wochenkrippen seien gleichwertig, wenn nicht besser für ihre Kinder? Dem geht ein Hörspiel nach, dessen Trailer in einer Endlosschleife in einem der Schaufenster läuft. Wer möchte, kann sich das komplette Hörspiel im Revolutionale-Büro anhören.

Fremde Mütter – Die DDR und ihre Wochenkrippen

Lotta Wieden setzt sich am Beispiel von Sonja, damals 14 Jahre alt, mit dem Überforderungsschock auseinander, den Menschen erlebt haben, die zur Wendezeit in der Pubertät waren. Plötzlich bricht alles auseinander, was bis jetzt Sicherheit vermittel hat. Sogar die Eltern verlieren den Halt. In welcher Form wirkt das bis heute auf einen Menschen – konkret auf die heute 44-jährige Sonja – nach, die das Gefühl hat, unwiederbringlich ihr Zuhause verloren zu haben, den sicheren Kokon, der sie vor allen Unwägbarkeiten beschützte?

WAS PASSIERT?

Die Geschichte von Sonja ist als Trailer in Endlosschleife in einem der Schaufenster zu hören. Wer möchte, kann sie sich komplett im Revolutionale-Büro anhören.

Lotta Wieden, Autorin. Geboren 1970 in Zwenkau bei Leipzig. Erste eigene Fernsehberichte – unter anderem für den MDR – ab 1991. Studium der Psychologie und Kunstgeschichte in Berlin und Birmingham. Ab 1999 Ausbildung an der Henri- Nannen-Journalistenschule in Hamburg. Seit 2001 Autorin („Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“, „Die Zeit“, „Deutschlandradio“, ARD-Rundfunk).